| Lukas Kalcher

Zuchtrindervermarktung 2021: weniger Absatz

Die Erhebung der diesjährigen Exportzahlen erfolgte erstmals direkt über den Rinderdatenverbund RDV. In Summe wurden 23.202 Zuchtrinder exportiert, um 15,4% bzw. 4.000 Stück weniger als im Jahr zuvor. Heimische Zuchtrinder dienen in den Zielländern zur regionalen Grundversorgung mit Milch- und Fleischprodukten.

Export ist wichtige Einkommensgrundlage für heimische Rinderzüchter:innen

Die heimische Rinder- und Kälberproduktion erreichte nach der zweiten Vorschätzung der Statistik Austria für das Jahr 2021 einen Produktionswert von 833 Mio. Euro und damit ein Plus von 8,8%. Die Milchproduktion erzielte 1,473 Mio. Euro und damit ein Plus von 5,3%. Beide Produktionssparten halten derzeit einen Anteil von 27,3% am gesamten landwirtschaftlichen Produktionswert. Dazu zählt auch der Zuchtviehexport, der seit vielen Jahren ein wichtiges Standbein und zusätzliches Einkommen für die heimischen Rinderzüchter:innen darstellt. Summiert man den Wert der ins Ausland verkauften Zuchtrinder, so kommt man auf eine Wertschöpfung von rund 43 Mio. Euro für die heimischen Betriebe. Denn der Durchschnittspreis über alle Rassen hinweg auf den insgesamt 125 durchgeführten Versteigerungen lag bei € 1.832,-- (netto, ohne Zuchtkälber weiblich). Die Preise lagen damit im Schnitt 2,2% über jenen von 2020 (€ 1.792,--). Die Ab-Hof-Preise stiegen im Schnitt von € 1.394,-- auf € 1.417,-- und legten damit um 1,7% zu.

Rückgang der Zuchtrinderexporte im Jahr 2021 um 15,4%

RINDERZUCHT AUSTRIA
Entwicklung der Zuchtrinderexporte in den letzten zehn Jahren. Im Jahr 2021 reduzierten sich die Exporte um 15,4% oder um 4.000 Stk.

Im vergangenen Jahr wurden 23.202 Zuchtrinder exportiert, um 15,4% bzw. 4.000 Stück weniger als im Jahr zuvor. Die meisten Zuchtrinder gingen auch heuer wieder in den vorder- und zentralasiatischen Raum, in Summe 10.500 Tiere, was einem Anteil von 45% aller exportierten Tiere entspricht. Weitere 9.600 Stk. bzw. 42% wurden direkt von Kund:innen unserer Nachbarländer angekauft, 2.700 Stk. (12%) in weitere Mitgliedsländer der EU. Die Transporte selbst werden nach den strengen gesetzlichen Vorgaben der EU sowie der heimischen Tiertransportverordnung von den Exportfirmen durchgeführt. Oberstes Ziel von Verkäufer und natürlich Käufer ist es, dass die Tiere bei bester Gesundheit auf den Zielbetrieben ankommen.

Neue Erhebung der Exportdaten

„Wurden die Exporte bisher immer über die Zuchtverbände erhoben, so werden seit heuer erstmals die Zahlen direkt aus dem Rinderdatenverbund RDV übernommen. Damit haben wir die Möglichkeit, die Exporte zeitnaher und vor allem noch präziser direkt aus den Abgangsdaten der Zuchtrinder zu ermitteln. Um das aktuelle Jahr mit den Vorjahren zu vergleichen, wurden die Exporte über den RDV die letzten zehn Jahre zurückverfolgt indem wir auf die vorhandenen Meldungen im System zurückgreifen“, informiert Geschäftsführer DI Martin Stegfellner.

Heimische Genetik international geschätzt

RINDERZUCHT AUSTRIA
Die größte Nachfrage nach heimischen Zuchtrindern kam mit 45% aus dem vorder- und zentralasiatischen Raum, gefolgt von den österreichischen Nachbarländern (42%) sowie den weiteren Ländern der Europäischen Union (12%).

Im internationalen Vergleich ist die heimische Rinderwirtschaft sehr klein strukturiert. Aktuell werden 35 Rinder je Betrieb gehalten. Aber genau diese kleinen Strukturen auf den österreichischen Rinderzuchtbetrieben werden von den internationalen Käufern hochgeschätzt. Eine große Vielfalt hochwertiger Genetik steht internationalen Kunden zur Verfügung. Im Jahr 2021 beschäftigen sich 20 278 Betriebe intensiv mit der Rinderzucht, halten in Summe 438.000 Herdebuchkühe sowie sind hier auch Mitglied bei einem der aktuell elf österreichischen Zuchtverbände. Diese organisieren in Zusammenarbeit mit den Exportfirmen den Zuchtviehexport. So wurden im Jahr 2021 im Schnitt täglich 66 Rinder, hauptsächlich Zuchtkalbinnen, aus Österreich exportiert. Nach der erfolgreichen Lieferung der Tiere erhalten die Kunden oftmals Schulungen vor Ort, bei Bedarf auch in Österreich. Als wesentlicher Inhalt dieser Schulungen steht der Besuch von heimischen Zuchtbetrieben, auf denen die praktische Arbeit mit Schwerpunkt Rinderzucht, Tiergesundheit und betriebliches Management vermittelt wird. Generell nimmt das Marketing für heimisches Zuchtvieh, nach coronabedingten Ausfällen, wieder Fahrt auf. Wurden in den letzten zwei Jahren aus diesem Grund nahezu alle Messen virtuell durchgeführt, so gibt es bereits jetzt wieder erste internationale Auftritte mit hochwertigen österreichischen Zuchtkalbinnen auf physischen Messeständen.

Tiertransporte im Blickpunkt der Öffentlichkeit

RINDERZUCHT AUSTRIA
Im Zuge der Rieder Messe 2021 informierte das Team der RINDERZUCHT AUSTRIA über die genauen Abläufe von heimischen Tiertransporten vom Zuchtbetrieb in Österreich bis hin zu den Betrieben in den verschiedenen Zielmärkten. Der 40-Tonner der Firma Engel Viehtransporte stand diesmal nicht für Zuchtrinder, sondern für zahleiche Rinderzuchtbegeisterte zur Verfügung.

Heimische Zuchtrinder spielen in den internationalen Exportländern eine wichtige Rolle für die dortige Grundversorgung mit Milch- und Fleischprodukten“, weist RINDERZUCHT AUSTRIA Obmann Stefan Lindner hin.„Unsere heimische hochwertige Genetik leistet einen wichtigen Beitrag zur dortigen Ernährungssouveränität. Mit der Weitergabe unseres Know-hows in den Bereichen Herdenmanagement, Zucht und Tiergesundheit tragen wir wesentlich dazu bei, dass die Tiere bestmöglich gehalten werden und lange einsatzbereit sind.“

Der RINDERZUCHT AUSTRIA als Interessensvertretung der heimischen Zucht- und Landeskontrollverbände sowie Besamungsdienstleister und Rassenarbeitsgemeinschaften ist es seit Jahren ein großes Anliegen, dass die exportierten heimischen Zuchtrinder bei bester Gesundheit auf den internationalen Zuchtbetrieben ankommen. Um die öffentliche Debatte mit objektivem Material führen zu können, hat die RINDERZUCHT AUSTRIA bereits vier Tiertransporte nach Spanien, Aserbaidschan, Italien sowie in die Türkei begleitet und ausführlich dokumentiert. So konnten bereits umfassende Daten, Informationen sowie Video- und Bildmaterial von den Exporten gesammelt werden. Mit diesen Informationen entstand zuletzt für die Rieder Messe ein Lehrpfad, der den Langstreckentransport von der Abfertigung der Tiere in Österreich bis hin zur Ankunft auf den Exportbetrieben lückenlos dokumentiert. Mit Erfolg: Das Interesse der Messebesucher:innen war so groß, dass bereits weitere Anfragen für derartige Informationsveranstaltungen eingetroffen sind. So wird die RINDERZUCHT AUSTRIA im Rahmen der „ersten österreichischen Konsumdialoge“ vom 11. bis 13. Mai 2022 in Hallein, Salzburg, wieder mit einem Tiertransport und zahlreichem Informationsmaterial für die Konsument:innen vor Ort sein.

Nähere Infos unter https://konsumdialoge.at

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