Datenvernetzung: Weniger Stress mit Daten
Automatisierung, Digitalisierung, Sensoren – Milchviehbetriebe erlebten in den letzten Jahren einen großen technologischen Fortschritt. Der Knackpunkt daran: Die verschiedenen Systeme arbeiten häufig alleinstehend, die Daten sind nicht vernetzt. Für den Landwirt bedeutet das oft einen unnötig hohen Arbeitsaufwand durch Mehrfacheingaben und nicht alle Potenziale können voll genutzt werden. Daher wurde 2018 von der RINDERZUCHT AUSTRIA das sogenannte „D4Dairy“-Projekt gestartet, welches die Datenvernetzung auf den Betrieben voranbringen will. „D4Dairy“ steht für „Digitalisation, Data integration, Detection and Decision support in Dairying“. Dabei arbeiten Wissenschaft und Wirtschaft eng miteinander, der IT-Aufwand ist für beide Seiten beträchtlich.
LKVs stark vernetzt
Die Datenvernetzung im Rinderdatenverbund (RDV) ist inzwischen weit vorangeschritten und Dreh- und Angelpunkt im Herdenmanagement auf den Milchviehbetrieben. Inzwischen werden dort auch die Ergebnisse der bakteriologischen Milchuntersuchung, Tankmilchproben der Molkereien, Arzneimittelabgabebelege, Ergebnisse von Futtermitteluntersuchungen oder der Klauenpflege dokumentiert.
Nun sollen die Daten aus der Milchleistungsprüfung der Landeskontrollverbände auch mit den Managementprogrammen der Melkroboter verknüpft werden. Bislang gab es hier keine Schnittstelle. Dabei laufen inzwischen über 1.400 Melkroboter (AMS) in Österreich, Tendenz steigend.
Auch Manuel Aufreiter aus Sallersdorf (Neumarkt im Mühlkreis) investierte im letzten Jahr in einen neuen Laufstall samt Melkroboter für seine 25 Fleckviehkühe. Er konnte als Pilotbetrieb von Beginn an von der neuen Schnittstelle zwischen dem Lely Managementsystem „Horizon“ und dem RDV profitieren. „Früher mussten bei der Neuinstallation alle Tierdaten über einen Datensatz eingespielt werden. Bei mir lief die Erstbefüllung des Programms automatisch“, erzählt Aufreiter. „Alle Kühe samt Ohrmarkennummern und Abstammung sowie sämtliche zurückliegende Probemelkergebnisse waren sofort hinterlegt.“ „Die automatische Erstbefüllung läuft seit Herbst 2021 bei allen neu installierten Lely-Melkrobotern“, berichtet Lisa Pickl, Farm Management Support Lely.
Zweite Ausbaustufe
Startklar ist außerdem die zweite Ausbaustufe der Vernetzung: Die einseitige Datenübernahme aus dem RDV in die Horizon-Software. Das heißt, viele der Daten, die in den RDV eingespielt bzw. eingegeben werden, wie
• Zu- und Abgänge,
• Besamungen,
• Ergebnisse der Trächtigkeitsuntersuchung (über die Milch, vom Tierarzt oder die Eingabe vom Bauer),
• Probemelkergebnisse
• und Tankmilchergebnisse der Molkerei erscheinen automatisch im Lely- Horizon.
Eine Datenübertragung für Brunst, tierärztlichen Diagnosen sowie Ergebnisse der bakteriologischen Milchuntersuchung aus dem RDV fehlt aber noch. „Für den Landwirt bedeutet das dennoch, alle wichtigen Daten in einem System verwalten zu können“, sagt Andreas Hartl, LfL Oberösterreich. „Alle vier Stunden wird der Datenaustausch zwischen dem RDV und Horizon aktualisiert.“ Allerdings funktioniert der Datenfluss aktuell nur einseitig, d.h. eine Rückmeldung vom Horizon zum RDV klappt noch nicht.
Momentan müssen alle Geburtsmeldungen doppelt eingetragen werden. „Kalbt eine Kuh, muss sie unmittelbar danach schon gemolken werden. Die Geburtsmeldung über die RDV-App mit AMA-Schnittstelle, aktualisiert sich aber nur einmal am Tag. Damit der Roboter am Abend die Kuh erkennt und die Biestmilch melken kann, muss ich die Geburt zusätzlich im Horizon eingeben“, berichtet Landwirt Aufreiter.
Zudem werden bei der Eingabe der Kalbung am AMS Entscheidungen des Landwirtes abgefragt, wie z.B. die Separation der Milch oder Futteransprüche. Damit nicht aus Versehen die Biestmilch oder Sperrmilch im Tank landet, wird auch künftig die Kalbung am AMS separat eingegeben werden müssen.
Verbesserte Kalibrierung
Durch die vollständige Übertragung der Probemelkergebnisse vom RDV ins Horizon, profitiert auch das automatische Melksystem. Früher mussten zur Sensorkalibrierung am Melkroboter die Ergebnisse der Tankmilchproben händisch ins System eingegeben werden. Durch die neue Schnittstelle fließen nun die Probemelkergebnisse jeder einzelnen Kuh in die AMS-Software. Das verbessert die Genauigkeit der Milchmengenmessung und Fett- und Eiweiß-Sensoren am AMS.
Von den neu geschaffenen Schnittstellen können aktuell alle Lely-Betriebe mit Horizon-Software profitieren. Zudem benötigen die Betriebe die Datenpakete „Control“ bzw. „Advance“. Ob künftig auch mit der „Basic“-Version ein Datenaustausch möglich sein wird, wird aktuell noch diskutiert. Jeder Betrieb muss außerdem sein Einverständnis erklären.
„Der Testbetrieb zum einseitigen Datenaustausch ist jetzt abgeschlossen. Ab Sommer dieses Jahrs soll der Datenfluss für alle Lely-Betriebe möglich sein“, sagt Andreas Hartl. In der dritten Ausbaustufe arbeiten LKV und der AMS-Hersteller dann am ungehinderten Datenfluss in beide Richtungen. Künftig sollen alle Daten so vernetzt sein, dass sie in jedem System abrufbar sind und Eingaben nur noch einmal gemacht werden müssen, egal in welchem Programm.
Hersteller hinterher
Bei den anderen namenhaften AMS-Herstellern steckt eine Schnittstelle zur automatischen Datenvernetzung noch in den Kinderschuhen. GEA wird derzeit über die internationale Organisation IDDEN, die sämtliche LKV’s vereint, angebunden. Die Firma DeLaval hat für Österreich mit der RDV GmbH bislang nur eine entsprechende Vereinbarung zur Datenvernetzung beschlossen. Den Artikel lesen Sie auch auf www.topagrar.at
Autorin: Felicitas Greil, top agrar Österreich