Neu: Zuchtwerte für Klauengesundheit für Fleckvieh und Brown Swiss
Klauenbefunde und Diagnosen entscheidend
In den letzten Jahren wurden viele Daten von Klauenpflegern aber auch von Landwirten z.B. im Rahmen verschiedener Projekte (z.B. Klauen-Q-Wohl, FleQS, Fleckfficient, Braunvieh Vision, FoKUHs, D4Dairy, usw.) erfasst. Bei den Klauenbefunden der Klauenpfleger und Beobachtungen der Landwirte wurden 6 Merkmale für die ZWS ausgewählt. Es sind dies Mortellaro, Limax, Weiße-Linie-Defekt, Klauengeschwür, Ballenhornfäule und Klauenrehe. Zusätzlich wird ein Merkmal definiert, das alle sonstigen Klauenbefunde umfasst. Darüber hinaus werden auch die tierärztlichen Diagnosen aus dem Klauenbereich als zusammengefasstes Merkmal in die ZWS einbezogen.
Nach entsprechender Validierung gehen beim Fleckvieh über 500.000 Kühe mit Klauenpflege- oder Tierarztinformationen in die ZWS ein, bei Brown Swiss sind es fast 100.000 Kühe.
Im ZWS-Modell werden folgende Umwelteinflussfaktoren berücksichtigt: Region, Kalbejahr, Kalbemonat, Laktation, Kalbealter, Laktationsstadium, Klauenpfleger/Tierarzt, Erfassungsart und Betrieb. Die Einzelmerkmale werden entsprechend der wirtschaftlichen Bedeutung (Mortellaro und tierärztliche Diagnosen mit jeweils 20% am stärksten gewichtet) zum Klauengesundheitswert KGW kombiniert. Die Erblichkeit für den KGW ist 6,3% beim Fleckvieh und 10,6% bei Brown Swiss.
Ein sehr wichtiges Hilfsmerkmal ist die Abgangsursache Klauen- und Gliedmaßenerkrankungen, da es auch aus Regionen bzw. von Betrieben ohne Klauenbefunde ohne Zusatzaufwand zur Verfügung steht und eine hohe genetische Korrelation von über 0,60 zum KGW aufweist. Neben der Abgangsursache haben sich die Hauptnoten für Rahmen und Fundament als informative Hilfsmerkmale für die Klauengesundheit erwiesen. Einerseits zeigen rahmigere und damit schwerere Kühe mehr Klauenprobleme, andererseits weist eine höhere Fundamentnote in der Tendenz auf weniger Klauenprobleme hin.
Single-Step in mehreren Schritten
Die ZWS für Klauengesundheit erfolgt, wie aus Abbildung 1 ersichtlich, in mehreren Schritten. Erster Schritt ist eine Mehrmerkmals-Single-Step-ZWS mit den Klauenpflegemerkmalen und tierärztlichen Diagnosen, aus dem der originale KGW1 resultiert. Parallel dazu wird die ebenfalls neu entwickelte ZWS für die Abgangsursache Klauen- und Gliedmaßenerkrankungen (AB) durchgeführt. Analog dazu werden auch umweltkorrigierte Phänotypen aus der Routine-ZWS für Exterieur für Rahmen (RA) und Fundament (FU) verwendet.
Diese vier Merkmale – KGW1, Abgang Klaue, Rahmen und Fundament – gehen in den letzten Schritt ein, ebenfalls eine Mehrmerkmals-Single-Step-ZWS. Der finale Zuchtwert aus diesem Single-Step-Lauf ist schließlich der Klauengesundheitswert KGW, der als einziger Zuchtwert aus diesem neuen ZWS-System veröffentlicht wird.
Die Klauengesundheitswerte KGW liegen, wie bei den Relativ-Zuchtwerten üblich, ungefähr im Bereich zwischen 70 und 130. Bei den genotypisierten Kandidaten werden Sicherheiten von ca. 65% beim Fleckvieh bzw. 56% bei Brown Swiss erreicht. Der genetische Trend für den KGW ist beim Fleckvieh leicht negativ und bei Brown Swiss stabil.
In den Abbildungen 2 und 3 ist der durchschnittliche Zusammenhang zwischen dem KGW und dem Anteil an Klauenbefunden und tierärztlichen Diagnosen dargestellt („Top-Flop“). Bei den Klauenbefunden liegt der durchschnittliche Unterschied zwischen Stieren mit einem KGW unter 90 bzw. über 110 je nach Rasse zwischen 8 und 10% und bei den tierärztlichen Diagnosen zwischen 4 und 7%.
Fazit
Der neue Klauengesundheitswert KGW wird seit Dezember 2023 für die Rassen Fleckvieh und Brown Swiss im Fitnessblock veröffentlicht, aber vorerst weder in den Fitnesswert FIT noch in den Gesamtzuchtwert GZW eingerechnet. Bei den „kleinen“ Rassen Pinzgauer, Grauvieh, Gelbvieh und Vorderwälder reicht die Datenmenge vorerst noch nicht für eine offizielle ZWS aus.
Die neue ZWS Klauengesundheit schließt eine wichtige Lücke im Fitness- und Gesundheitsbereich und soll auch dazu motivieren, verstärkt Klauenpflege- und Gesundheitsdaten zu erfassen. Herzlichen Dank an alle, die Klauendaten dokumentieren und für die ZWS zur Verfügung stellen und damit die Grundlage für diese wichtigen Zuchtwerte bereitstellen.
Autoren: Christian Fürst, Hermann Schwarzenbacher, Judith Himmelbauer und Christa Egger-Danner
ZuchtData Wien, für das ZWS-Team DAC