Genetische Besonderheiten
Neuveröffentlichung ab August-ZWS
Brown Swiss Haplotyp 6 (BH6) und Brown Swiss Haplotyp 14 (BH14)
Nach der Veröffentlichung in der Schweiz zu Beginn dieses Jahres werden die beiden Genorte Brown Swiss Haplotyp 6 (BH6) sowie Brown Swiss Haplotyp 14 (BH14) nun auch bei uns publiziert.
Beide Genorte führen im reinerbigen Zustand, d.h. wenn das Schadallel sowohl vom Vater als auch von der Mutter vererbt wird, zum frühzeitigen Abgehen des Embryos. Das Vererbungsbild ist daher rezessiv. Das bedeutet, dass bei der Anpaarung zweier Träger zu erwarten ist, dass jeder 4. Embryo reinerbig ist und daher frühzeitig abgeht. Bei Anpaarung eines Trägerstieres an eine untypisierte Kuh mit einem Träger als Vater wird jeder 8. Embryo reinerbig erwartet. Solche Anpaarungen sollten jedenfalls vermieden werden. Ungewollte Risikoanpaarungen werden am besten durch die Nutzung des RDV Anpaarungsprogramms OptiBull bzw. externe Programme vermieden.
Die Häufigkeiten des Schadallels bei BH6 sowie BH14 liegen bei rund 1-2 % bei weiblichen Tieren der letzten Geburtsjahrgänge. Der ökonomische Schaden ist aufgrund dieser niedrigen Frequenzen sehr gering. Im Besamungseinsatz weisen daher Stiere, die Träger von BH6 bzw. BH14 sind, praktisch identische Befruchtungsraten wie freie Stiere auf.
Für beide Genorte ist ein direkter Gentest verfügbar, der bei BH6 für alle Tiere vorliegt, die seit Nov. 2019 bzw. bei BH14 seit Okt. 2023 typisiert wurden. Der Gentest für BH6 wurde in Zusammenarbeit mit der TU München (Prof. Dr. Ruedi Fries) entwickelt. Für Tiere mit fehlenden Gentests wird kein Haplotypentest ausgewiesen. Bei Neueinsendungen von Tieren mit fehlenden Gentestinformationen werden jedoch beide Gentests automatisch nachuntersucht und veröffentlicht.
Gekennzeichnet werden Trägertiere mit „B6C“ wobei „B6“ für Brown Swiss Haplotyp 6 steht und „C“ für Träger (engl. carrier). Freie Tiere werden mit „B6F“ ausgewiesen, wobei „F“ für frei (engl. free) steht. Analog dazu werden für Brown Swiss Haplotyp 14 Träger mit „B14C“ bzw. freie Tiere mit „B14F“ gekennzeichnet. BH6 und BH14 werden als Genetische Besonderheit veröffentlicht und daher nicht auf offiziellen Zuchtdokumenten angedruckt.
Prominente Trägerstiere für BH6 sind: BIVID, AG DIXIBOY, DANTE, DAVID, DAVE, DON.
Fleckvieh Haplotyp 1 (FH1) beeinflusst die Non Return Rate beim Fleckvieh
Seit April 2014 wird bei Fleckvieh der Genort Fleckvieh Haplotyp 4 (FH4) veröffentlicht. Ab August 2024 kommt nun der Genort Fleckvieh Haplotyp 1 (FH1) hinzu, der in der Wirkung und Frequenz weitestgehend mit FH4 vergleichbar ist.
Beide Genorte führen im reinerbigen Zustand, d.h. wenn das Schadallel sowohl vom Vater als auch von der Mutter vererbt wird, zum frühzeitigen Abgehen des Embryos und damit zum Umrindern nach 21 Tagen. Das Vererbungsbild ist daher rezessiv. Das bedeutet, dass bei der Anpaarung zweier FH1-Träger zu erwarten ist, dass jeder 4. Embryo reinerbig ist und daher frühzeitig abgeht. Bei Anpaarung eines FH1-Trägerstieres an eine untypisierte Kuh mit einem FH1-Träger als Vater wird jeder 8. Embryo reinerbig erwartet. Solche Anpaarungen sollten jedenfalls vermieden werden. Ungewollte Risikoanpaarungen werden am besten durch die Nutzung des RDV Anpaarungsprogramms OptiBull bzw. externe Programme vermieden.
Die Häufigkeit des Schadallels bei FH1 liegt bei rund 3,5% bei weiblichen Tieren der letzten Geburtsjahrgänge. Der durch FH1 verursachte rein ökonomische Schaden ist daher sehr gering. Beim Vergleich der Befruchtungswerte von FH1‐Trägern mit freien Tieren fällt auf, dass diese nur um 0,39 Prozent niedriger sind. Im Besamungseinsatz weisen daher Stiere, die Träger von FH1 sind, praktisch identische Befruchtungsraten wie freie Stiere auf.
Wie für FH4 ist auch bei FH1 ein direkter Gentest verfügbar, der für alle Tiere vorliegt, die seit November 2021 typisiert wurden. Der Gentest wurde in Zusammenarbeit mit der TU München (Prof. Dr. Ruedi Fries, Prof. Dr. Hubert Pausch) entwickelt. Für Tiere, die davor untersucht wurden, wird ein Haplotypentest ausgewiesen, der jedoch eine niedrigere Zuverlässigkeit aufweist als der direkte Gentest.
Gekennzeichnet werden Trägertiere mit „F1C“ wobei „F1“ für Fleckvieh Haplotyp 1 steht und „C“ für Träger (engl. carrier). Freie Tiere werden mit „F1F“ ausgewiesen, wobei „F“ für frei (engl. free) steht. FH1 wird als Genetische Besonderheit veröffentlicht und daher nicht auf offiziellen Zuchtdokumenten angedruckt.
Prominente Trägerstiere für FH1 sind z.B.: HUTERA, HARIBO, GS HUT AB, HAINAU, HUBRAUM, HERZSCHLAG, HELSINKI, ISERSCHEE, EPHRAIM.
QRICH2 (QR), ein neuer Genort für männliche Infertilität bei Brown Swiss
Die Arbeitsgruppe von Prof. Hubert Pausch (ETH Zürich) konnte 2022 eine genetische Ursache für vereinzelt auftretende eingeschränkte Befruchtungsfähigkeit bzw. Infertilität bei Brown Swiss-Besamungsbullen aufklären.
Es handelt sich dabei um eine rezessiv wirkende Mutation die im reinerbigen Zustand zur Infertilität bei Besamungsbullen führt, aber keine Auswirkungen auf die weibliche Fruchtbarkeit hat. Das bedeutet, dass bei der Anpaarung zweier Träger zu erwarten ist, dass jedes 4. Kalb reinerbig ist. Bei Anpaarung eines Trägerstieres an eine untypisierte Kuh mit einem Träger als Vater wird erwartet, dass jedes 8. Kalb reinerbig ist. Solche Anpaarungen sollten jedenfalls vermieden werden. Ungewollte Risikoanpaarungen werden am besten durch die Nutzung des RDV Anpaarungsprogramms OptiBull bzw. externe Programme vermieden.
Die Häufigkeiten des Schadallels bei QR2 liegen bei rund 5-6% in den letzten Geburtsjahrgängen. Bei dieser Frequenz werden nur sehr selten reinerbige männliche Tiere beobachtet (ungefähr 3 aus 1000).
Der geringe ökonomische Schaden traf bisher vereinzelt Besamungsstationen da reinerbige Bullen kein vermarktungsfähiges Sperma produzieren können. Durch die Veröffentlichung wird das zukünftig vermieden.
Für den Genort ist ein direkter Gentest verfügbar, der für alle Tiere vorliegt, die seit Nov. 2021 typisiert wurden. Für Tiere mit fehlenden Gentests wird kein Haplotypentest ausgewiesen. Bei Neueinsendungen von Tieren mit fehlender Gentestinformation wird der Gentest automatisch nachuntersucht und veröffentlicht.
Gekennzeichnet werden Trägertiere mit „QRC“ wobei „QR“ für QRICH2 steht und „C“ für Träger (engl. carrier). Freie Tiere werden mit „QRF“ ausgewiesen, wobei „F“ für frei (engl. free) steht. QRICH2 wird als Genetische Besonderheit veröffentlicht und daher nicht auf offiziellen Zuchtdokumenten angedruckt.
Prominente Trägerstiere für QRICH2 sind: ADRIAN, VAESTERAS, GS DACAPO, VINDIESEL, JAKARTA, OWEN.
Alle Infos zu aktuellen Zuchtwerten, genetischen Besonderheiten und den Veröffentlichungsterminen finden Sie unter www.zuchtwert.at.
Autor: Dr. Hermann Schwarzenbacher, ZuchtData