OptiGene - Optimierung der langfristigen züchterischen Entwicklung der österreichischen Rinderrassen unter besonderer Berücksichtigung der Gesundheit und der genomischen Selektion

Durch die genomische Selektion eröffneten sich in den Jahren 2009/2010 neue Möglichkeiten in der Rinderzucht. Technische Fortschritte erlaubten den Einsatz neuer komplexer Berechnungs-methoden und zudem standen aufbauend auf dem Projekt Gesundheitsmonitoring Rind aus der Leistungsprüfung direkte Gesundheitsdaten zur Verfügung.

Projektlaufzeit: 1. November 2011 – 30. Juni 2015

ZuchtData / Steininger, 2012
Regionale Verteilung der Rücklaufquote der Züchterbefragung im Rahmen des Projektes OptiGene

Um Zuchtziele und Zuchtprogramme auch in Zukunft optimal zu gestalten, konnte Ende 2011 mit Unterstützung des BMLFUW das Projekt „OptiGene“ zur Optimierung der langfristigen züchterischen Entwicklung der österreichischen Rinderrassen unter besonderer Berücksichtigung der Gesundheit und der genomischen Selektion gestartet werden.

Aufbauend auf den neuen Möglichkeiten durch die Gesundheitszuchtwerte und der genomischen Zuchtwertschätzung konnten die Zuchtziele und Zuchtprogramme optimal auf die zukünftigen Rahmenbedingungen ausgerichtet werden. Damit wurde ein wesentlicher Beitrag zur Stärkung der österreichischen Rinderwirtschaft und der Zuchtorganisationen geleistet. Dies sichert die langfristige genetische Verbesserung von Gesundheit und Fitness und stärkt somit die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit.

Eine Aufgabe dieses Projektes lag darin, die aktuellen Zuchtziele und Zuchtprogramme der Rinderrassen Fleckvieh, Braunvieh, Holstein, Pinzgauer und Grauvieh zu beleuchten und Vorschläge für Verbesserungen auszuarbeiten. Zur Überprüfung der Zuchtziele wurde in Österreich, Bayern, Baden-Württemberg und Tschechien eine Züchterbefragung durchgeführt, deren Ergebnisse in die Neugestaltung der Zuchtziele eingearbeitet wurden. Darauf basierte die Überarbeitung des Gesamtzuchtwertes.

Ziele des Projekts

Das Bewusstsein der Gesellschaft nach gesunden Lebensmitteln von gesunden Tieren nimmt zu. Ziel des Projektes OptiGene „Optimierung der langfristigen züchterischen Entwicklung der österreichischen Rinderrassen unter besonderer Berücksichtigung der Gesundheit und der genomischen Selektion“ war es die verschiedenen Schritte im Zuchtgeschehen vom Zuchtziel bis zum Zuchtprogramm zu überarbeiten und unter Berücksichtigung der österreichischen Rahmenbedingungen zu optimieren.

AP 1: Zuchtziele

  • Ziel der Züchterbefragung ist es, ein repräsentatives Stimmungsbild zur Bedeutung der verschiedenen Merkmale und Merkmalskomplexe zu erhalten und dadurch die Züchter direkt in den Entscheidungsprozessen hinsichtlich des Ansatzes „desired gain“ in der Definition des Zucht-ziels zu berücksichtigen.
  • Ableitung wirtschaftlicher Gewichte unter Berücksichtigung der aktuellen und künftig zu er-wartenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Aspekten der Marktdiversifizierung.
  • Vergleich der abgeleiteten wirtschaftlichen Gewichte mit den individuellen Gewichtungen der Merkmale aus den Züchterbefragungen.

AP 2: Optimierung des Gesamtzuchtwertes

  • Schätzung der genetischen Korrelationen zwischen allen Merkmalen in der ZWS mit Berücksichtigung möglicher nicht-linearer Zusammenhänge (z.B. unterschiedliches Milchleistungsniveau – unterschiedliche Korrelationen Milch – Fruchtbarkeit)
  • Anpassung und Evaluierung der ‚Methode Ducrocq‘ zur Schätzung optimierter Gesamtzuchtwerte
  • Vergleich der Methoden Miesenberger und Ducrocq hinsichtlich Sicherheit der geschätzten Gesamt- und Einzelzuchtwerte, des möglichen erzielbaren Zuchtfortschritts mit besonderer Beachtung der Fitness- und Gesundheitsmerkmale und hinsichtlich Praxistauglichkeit für den Routineeinsatz in der gemeinsamen ZWS mit Deutschland
  • Bei entsprechend positivem Ausgang von 3) Implementierung der ‚Methode Ducrocq‘ für die gemeinsame ZWS Österreich/Deutschland

AP 3: Optimierung der Zuchtprogramme

  • Für die Rassen Fleckvieh und Braunvieh werden Zuchtprogramme mit optimierten Selektions-schritten durch die Nutzung der genomischen Selektion und der Gesundheitszuchtwerte hinsichtlich naturaler und monetärer Zuchtfortschritt bei zu erwartender positiver genetischer Trends für Fitness- und Gesundheit ausgearbeitet. Verschiedene Maßnahmen im Zuchtprogramm (siehe Aufgaben) werden analysiert.
  • Für die Rasse Pinzgauer wird das Zuchtprogramm aufgrund der bestehenden Möglichkeiten optimiert (bezüglich genomischer Selektion abhängig vom derzeit laufenden Projekt „Genomische Selektion beim Rind über Rassen hinweg (2010-2012)). Das existierende Zuchtprogramm wird evaluiert und Verbesserungsvorschläge ausgearbeitet.
  • Für die Rasse Holstein wird das Zuchtprogramm hinsichtlich des bestehenden Gesamtzuchtwerts (VIT Verden) und der Möglichkeiten der genomischen Selektion optimiert. Für die Rasse Holstein wurden bislang in Österreich noch keine Zuchtplanungsrechnungen durchgeführt.
  • Verschiedene Szenarien bezüglich Zuchtziel (desired gain/ökonomischer Ansatz) werden evaluiert. Die neuen Zuchtprogramme bieten die Voraussetzung, dass der Zuchtfortschritt bei den Milchleistungsmerkmalen bei gleichzeitiger Verbesserung der Fitness und Gesundheit optimiert werden kann. Die Zuchtziele tragen den Züchterbedürfnissen Rechnung.
  • Aspekte der Produktionseffizienz werden (soweit Merkmale vorhanden sind) berücksichtigt.
  • Optimale Strategien für das Spermamanagement, die sowohl Zuchtfortschritt als auch Kosten und Gewinn berücksichtigen, werden erarbeitet.
  • Auswirkungen von verschiedenen Maßnahmen auf die durchschnittliche Inzuchtentwicklung werden untersucht.
  • Optimierte Zuchtprogramme Fleckvieh AUSTRIA, Braunvieh AUSTRIA, Holstein AUSTRIA und Pinzgauer AUSTRIA werden entwickelt.

AP 4: Optimum Gene Contribution

  • Vergleich verschiedener Optimum Contribution Ansätze und vorhandener Software sowie gegebenenfalls Erweiterung und Verbesserung vorhandener Ansätze
  • Integration von genomischer Information in Optimum Contribution Ansätze
  • Erarbeitung der gewünschten Funktionalität bzw. notwendiger Algorithmen einer RDV- Onlineanwendung

AP 5: Öffentlichkeitsarbeit und partizipative Entwicklung

Die Entwicklung dieser neuen Methoden erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den Zuchtorganisationen. Die Anforderungen der Züchter werden im Rahmen von Fragebogenerhebungen erfasst. Zwischenergebnisse aus der Entwicklung werden mit den Zuchtverantwortlichen und im Zuchtwertschätzteam Österreich und Deutschland diskutiert. Entscheidend für den Erfolg der genomischen Selektion ist die praktische Umsetzung der neuen optimierten Zuchtprogramme in der Praxis. Das setzt voraus, dass die Züchter die Anpaarungsstrategien mittragen. Hierzu ist es notwendig, dass Informationen über den Nutzen und Risiken kommuniziert werden.

Projektpartner

  • Universität für Bodenkultur Wien (BOKU
  • ZuchtData EDV-Dienstleistungen
  • Arbeitsgemeinschaft österreichischer Fleckviehzüchter
  • Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Braunviehzuchtverbände
  • Holstein Austria
  • Arbeitsgemeinschaft der Pinzgauer Rinderzuchtverbände
  • Tiroler Grauviehzuchtverband

Weiterführende Infos