Fleckvieh
Nutzungsrichtung
Fleckvieh stellt mit rund 1,4 Millionen Tieren 74 % des österreichischen Rinderbestandes. Damit ist Österreich, bezogen auf den länderspezifischen Rassenanteil, das fleckviehreichste Land der Welt. Fleckvieh ermöglicht effiziente Milchviehhaltung mit robusten und anpassungsfähigen Kühen. So erfüllt Fleckvieh die neuen Anforderungen an Tierwohl und Klimawirkung perfekt. Fleckvieh bringt Doppelnutzung und die einzigartige Kombination von Fruchtbarkeit, Eutergesundheit, Stoffwechselstabilität und Resilienz. Fleckvieh kann Milch und Fleisch in höchster Qualität mit weiblichen und männlichen Tieren in Reinzucht produzieren. Das macht Fleckvieh wissenschaftlich belegbar zur Rasse der Zukunft in Ökonomie und Ökologie.
Das aktuelle Zuchtziel setzt sich aus 38% Milch, 18% Fleisch und 44% Fitness zusammen.
Die Fakten
- Die Trendwende in der weltweiten Rinderzucht!
Als Gegenströmung zur Philosophie der Einseitigkeit begann man in Österreich schon vor mehr als 70 Jahren mit der konsequenten Zucht von Fleckvieh. Das Ergebnis? Eine exzellente Milchrasse, die jedoch ihre ausgezeichneten Fitness- und Fleischeigenschaften beibehalten hat.
- Maximale Ressourcen-Effizienz
Die wirtschaftlichen Vorteile der Doppelnutzung spiegeln sich auch im Umgang mit den immer knapper werdenden Ressourcen wider: Wertvolles Futter wird nicht einseitig verwendet – der Methanausstoß je Kilogramm produziertes Lebensmittel deutlich reduziert.
- Beste Fruchtbarkeit – starke Resilienz
Fleckvieh hat eine genetisch verankerte hohe Grundfruchtbarkeit der Tiere und eine hervorragende Stoffwechselstabilität. Als robuste Rasse punktet Fleckvieh auch mit einer hohen Mastitis-Resistenz. Fleckvieh zeichnet eine starke Resilienz aus. Das ist die Eigenschaft, sich auf wechselnde Umweltbedingungen hinsichtlich Haltungsform und Futterangebot anzupassen – selbst unter extremen Bedingungen.
- Universelle Einsatzbarkeit
Ungeachtet seiner Vorzüge als Doppelnutzungsrasse kann Fleckvieh-Genetik auch in der reinen Mutterkuhhaltung eingesetzt werden. Ebenso im Zunehmen ist der weltweite Einsatz von Fleckvieh als Kreuzungspartner, wo es seine überlegenen Vorzüge in der Fitness ausspielt.
- Zuchtziel auf Basis von Betriebswirtschaft und Wissenschaft
Das Zuchtziel basiert auf betriebswirtschaftlichen und wissenschaftlichen Grundlagen. Die Rasse wurde nie einer einseitigen Selektion ausgesetzt und konnte daher ihr heutiges Profil der Doppelnutzung erreichen.
- Genetische Hornlosigkeit im Vormarsch
Die intensive Nutzung der Genomik ermöglicht auch eine gezielte Selektion auf genetische Besonderheiten wie die natürliche Hornlosigkeit. Genetisch hornlose Tiere können in allen im Zuchtziel definierten Merkmalen zunehmend überzeugen.
Effizientes Zuchtprogramm schafft Fortschritt
Der große Erfolg der Fleckvieh-Genetik beruht auf einem hochprofessionellen Zuchtprogramm. Es enthält flächendeckende Leistungs- und Qualitätskontrollen mit Erfassung von Parametern zur Tier- und Klauengesundheit, Stoffwechselstabilität, Futtereffizienz und Umweltwirkung. All diese Daten münden in eine darauf aufbauende Zuchtwertschätzung, die in Österreich, Deutschland und Tschechien länderübergreifend gemeinsam erfolgt.
Genomische Selektion
Zucht mit modernsten Technologien
Mithilfe der genomischen Selektion ergibt sich aufgrund der genetischen Varianz und der geringen Inzucht ein ungeahntes Potenzial bei den funktionalen Merkmalen. Dank strenger Remontierung gelangen nur die allerbesten Stiere in den Besamungseinsatz. Bei Fleckvieh arbeitet man mit der Single-Step-Methode – dem weltweit anerkannt besten genomischen Zuchtwertschätzverfahren.
Von Österreich in die ganze Welt!
Österreich ist nicht nur ein Ursprungsland der Fleckviehzucht, sondern in Relation zur Rinderpopulation auch das erfolgreichste Exportland für Fleckvieh-Zuchtrinder. Fleckvieh-Sperma und -Embryonen aus Österreich werden in nahezu alle Teile der Welt verkauft und lassen den weltweiten Fleckviehanteil kontinuierlich wachsen.
Statistik und Verbreitung
Region | Anzahl |
---|---|
Weltweit | 41 Mio. Tiere |
Europa | 10 Mio. Tiere |
Österreich | 1,4 Mio. Tiere |
Rassenanteil in Österreich | 74,2% |
Fleckvieh ist die bedeutendste Doppelnutzungsrasse der Welt und auf allen Kontinenten verbreitet. Das Kerngebiet liegt in Mitteleuropa in den Ländern Deutschland, Österreich und Tschechien.
Parameter | Wert |
---|---|
Ø Milchleistung | 7.910 kg – 4,17% F – 3,41% E (305 Tage) |
Ø Tagesgewichtzunahmen (g in 200 Tage) | M: 1.306 W: 1.183 |
Kontrollbetriebe (Herden) | 15.200 |
Widerristhöhe (cm, Ø) | 140 - 150 |
Gewicht (kg, Ø) | 650 - 850 |
Herdebuchkühe | 317.000 |
Ursprung | Berner Oberland (CH) |
Historische Entwicklung
Zeitpunkt | Ereignisse |
---|---|
13. Jhdt. | Beginn der Zucht im Kloster Einsiedeln in der Schweiz |
1459 | Beginn der eigentlichen Züchtung dieser Rasse |
1750 | Export der ersten Tiere aus der Schweiz |
1830 | Import der ersten Kühe nach Österreich |
1894 | Gründung des ersten österreichischen Fleckviehzuchtverbandes |
1895 | Entstehung des „Alpenfleckvieh“ (ein Fleckvieh auf Bergscheckengrundlage) durch Einkreuzung von Weißkopfschecken, Rotscheckenvieh, Ennstaler Bergschecken, Welser Schecken, Innviertler Schecken, Pustertaler Schecken, Oberinntaler, Unterinntaler und Zillertaler. |
1900 | Verlagerung des Schwerpunktes im Zuchtziel auf die Milchleistung |
1950 | Zuchtziel bestand aus Milch, Fleisch und Arbeit |
1950 | Ausbruch der Abortus- Bang- Seuche -> Notschlachtungen, Umstellung vieler Bauern auf Fleckvieh |
1950 | Gründung der AGÖF (Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Fleckviehzüchter) |
1960iger | Beginn von Mutterkuhhaltung -> Entwicklung der speziellen Zuchtrichtung „Fleckvieh- Fleisch“ |
1975 | Verstärktes Augenmerk auf Milch und Fitness unter Beibehaltung der Fleischleistung |
1997 | Einführung Gesamtzuchtwert als ausgewogenes Zuchtziel für Milch, Fleisch und Fitness |
2000 | Erarbeitung des Zuchtprogramms der AGÖF |
2009 | Erstmalige Veröffentlichung von Gesundheitszuchtwerten für die Merkmale Mastitis, Fruchtbarkeitsstörungen und Milchfieber im Rahmen des Projektes GESUNDheitsmonitoring.RIND. |
2011 | Mit August erreicht die genomische Zuchtwertschätzung beim Fleckvieh offiziellen Status. |
2016 | Aufzuchtverluste, neuer GZW, gemeinsamer GZW mit Tschechien (Fleckvieh) |
2021 | Single-Step-ZWS |
Zuchtprogramm
Weitere Informationen zum Zuchtprogramm und zur Rasse finden Sie unter: www.fleckvieh.at